Von fehlendem Geld und reichlich vorhandenen Geschichten


© Stefanie Junker ; Pixelio

Neue Chance, neues Glück! Gilt das auch für den Kunst- und Kulturbereich? Die Vorzeichen verheißen eher nichts Gutes, wenn man sich die finanzielle Situation der öffentlichen Haushalte vor Augen führt. Immer wieder hat es in den letzten Monaten Berichte darüber gegeben, dass Kultureinrichtungen schließen müssen. Ob Museum, Theater oder Orchester, je abhängiger ein Kulturbetrieb von der öffentlichen Hand ist, desto größer die Gefahr, dass das vorhandene Geld nicht mehr reicht und entsprechende Konsequenzen gezogen werden müssen.

Dieser Bedrohung sind sich die Kulturbetriebe bewusst und haben schon in der Vergangenheit versucht, gegenzusteuern. Etwa durch eine intensive Zusammenarbeit mit Unternehmen. So konnten laut einer Studie der Agentur Causales die Kultureinrichtungen in den letzten drei Jahren ihre Einnahmen aus dem Sponsoring verdoppeln. Aber noch stammen erst 13 Prozent der benötigten Mittel aus dieser Quelle. Die Suche nach neuen Geldquellen geht also weiter bzw. muss intensiviert werden.

Für mich ist das Grund genug, mich in diesem Jahr intensiv mit dem Thema Kulturfinanzierung zu beschäftigen. Welche Möglichkeiten gibt es, über das fertige Produkt hinaus Einnahmen zu generieren? Wie so etwas aussehen könnte, hat Jörn Borchert in seinem Beitrag “Restauratorinnen über die Schulter schauen – im Wallraf geht’s” im Blog “Ideenbörse für das Kulturmarketing” beschrieben. Gregor Hopf hat sich in seinem Vortrag auf der stART10 mit Online-Geschäftsmodellen beschäftigt und sie hinsichtlich ihrer Relevanz für den Kunst- und Kulturbetrieb untersucht (mehr dazu dann im Tagungsband der stART10, der im Frühjahr 2011 erscheinen wird). Noch einen Schritt weiter geht Chris Ashworth, der schon im Oktober 2009 in einem Blogpost ein neues Modell zur Theaterfinanzierung entwickelt hat.

Große Chancen für Kultureinrichtungen sehe ich im Bereich Social Media, denn niemand hat mehr Geschichten zu erzählen als der Kunst- und Kulturbereich. Kunst und Kultur haben hier allen anderen Branchen etwas voraus und sollten den Vorteil, über hochwertigen Content zu verfügen, nutzen. Wie aber lässt er sich zu Geld machen? Viele Kultureinrichtungen sind mittlerweile im Social Web angekommen, nutzen das Potenzial aber bei weitem noch nicht aus (siehe dazu die von Ulrike Schmid erstellte Studie). Einen möglichen Weg hat Frank Tentler in seinem heutigen Blogpost “Transmedia – alles bleibt anders” aufgezeigt. Er sieht die Zukunft im multimedialen Erzählen von Geschichten, d.h. die Inhalte müssen in verschiedenen Formaten aufbereitet und über die verschiedenen Kanäle kommuniziert und angeboten werden.

Auch die stART11 wird sich mit dem Thema Storytelling beschäftigen, weil wir davon überzeugt sind, dass es mit Hilfe multimedial erzählter Geschichten gelingen kann, das Social-Media-Marketing mit Leben zu füllen. Daher wird Transmedia Storytelling das zweite Thema sein, mit dem ich mich in diesem Jahr ausführlich beschäftigen werde. Wer solche Projekte realisieren möchte, wird auf dem Weg, der dabei zu gehen ist, vielen Unwägbarkeiten begegnen. Zum Beispiel weiß niemand, in welche Richtung sich Plattformen wie Trailmeme oder Storify, die uns dabei unterstützen wollen, Geschichten zu erzählen, entwickeln bzw. ob nicht ganz neue Angebote auf den Markt kommen?

Das heißt, wir haben es hier mit vielen Unwägbarkeiten zu tun, nicht nur in technologischer Hinsicht, denn niemand von uns weiß, ob die verschiedenen Konzepte wie geplant aufgehen. Vielleicht interessiert eine Geschichte nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben oder ein Format erweist sich als untauglich, um die Inhalte zu kommunizieren. Hier schlägt die Stunde des agilen Projektmanagements, denn das Vorhaben über einen längeren Zeitraum minutiös zu planen, wird sich als unbrauchbar erweisen. Frank Tendler hat in einem seiner Beiträge ziemlich exakt die Aufgaben des externen Projektbegleiters beschrieben. Zwar taucht darin der Begriff agiles Projektmanagement nicht auf, aber genau dieser Ansatz ist, denke ich, am ehesten geeignet, um der Komplexität eines solchen Vorhabens gerecht zu werden. Wie funktioniert das genau und worauf ist bei solchen Projekten zu achten? Mit genau solchen Fragen werde ich mich unter dem Oberbegriff agiles Projektmanagement in diesem Blog und natürlich in meiner täglichen Arbeit beschäftigen.

Kulturfinanzierung, Storytelling und agiles Projektmanagement, das sind die drei Themenfelder, auf die ich mich dieses Jahr konzentrieren werde. Leicht abgewandelt greife ich so eine Idee von Chris Brogan auf, der mit jeweils drei Begriffen in ein neues Jahr geht und sich von ihnen leiten lässt. Für mich steckt in diesen drei Bereichen ein gewaltiges Potenzial, um den Herausforderungen in Kultur und Kultur, und damit auch im Kulturmanagement, begegnen zu können. Ob ich mit meinen Mutmaßungen richtig liege, werden die nächsten 362 Tage zeigen.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Von fehlendem Geld und reichlich vorhandenen Geschichten“

  1. […] Nummer zwei ist und bleibt das Storytelling. Schon in den letzten beiden Jahren stand es auf meiner Agenda, ich werde weiterhin dranbleiben, denn Geschichten wie […]

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