Als ich vor gut 5 Jahren damit begann, Blogs zu lesen, tat ich das vor allem wegen ihrer Inhalte. Die Beiträge enthielten Inhalte, die für mich in vielerlei Hinsicht wertvoll waren. Daraus ist dann letzten Endes auch die Idee entstanden, selbst mit dem Bloggen zu beginnen. Die Frage, ob ein Blog anderen Kanälen vorzuziehen sei oder nicht, stellte sich nicht, denn außer Xing, damals noch OpenBC, und den Social Bookmarking-Plattformen gab es nicht viel.
Heute ist das anders. Die große Mehrheit derer, die sich mit dem Thema Social Media beschäftigen, beginnt mit ihren Aktivitäten auf Facebook und entscheidet sich dann häufig noch für einen Twitteraccount. Auch im Kunst- und Kulturbereich ist das so, die meisten Kultureinrichtungen sind auf Facebook aktiv und viele von ihnen haben darüber hinaus noch einen Twitteraccount und sind auf Flickr und YouTube zu finden. Das ist es dann aber auch schon.
Jeremiah Owyang hat vor einiger Zeit in seinem Blogpost “Expand Your Social Media Mix: Twitter Alone is Not Enough” davor gewarnt, sich nur auf die Kommunikation via Twitter zu verlassen. So seien Informationen, die auf diese Weise verteilt werden, schon nach kurzer Zeit kaum noch zu finden, was ihren Wert mindere. Dieser Tatsache begegnen viele durch verstärkte Aktivitäten auf Twitter, um in diesem Strom der Informationen überhaupt wahrgenommen zu werden. Konkret bedeutet das: die Zahl der verschickten Informationen wird erhöht und zusätzlich wird jede Information nicht nur einmal, sondern mehrere Mal verschickt.
Eingedenk der Tatsache, dass die Zahl der TwitteruserInnen immer noch stark ansteigend ist und der Grad der Vernetzung sich laufend erhöht (2.000 Follower zu haben ist heute keine Besonderheit mehr), lässt sich leicht ausmalen, wohin diese Entwicklung führt. Es wird immer schwieriger, wirklich wertvolle Informationen auf Twitter zu finden. Dies vor allem deshalb, weil wir vom Ehrgeiz getrieben sind, möglichst viele Follower oder einen hohen Wert bei Klout vorweisen zu können. Das heißt, unsere Informationskanäle schwellen nicht nur an, sondern sie werden immer uninteressanter.
Aufschlussreich ist das Verhalten vieler UserInnen. Jeden Tag kann ich ungefähr 15 neue Follower registrieren, die ich mir alle einzeln sehr genau anschaue. Ein oder zwei von ihnen folge ich im Durchschnitt zurück, alle anderen Accounts sind für mich aus unterschiedlichen Gründen uninteressant. Zwei Tage später folgen mir von den 15 neuen Followern nur noch zwei. Meist sind es die, denen ich zurückfolge, die anderen haben sich schon wieder verabschiedet, für mich ein klarer Hinweis darauf, dass es hier nicht um Inhalte geht. Logisch, dass solche Follower sich auch nicht für die Informationen interessieren, die ich mit ihnen teile. Für Jeremiah Owyang bedeutet das:
“Twitter, while low cost to the user, makes sense as a quick broadcasting tool, but those that are trying to use it as their only thought leadership mechanism are missing out.”
Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auf Facebook beobachten. Spätestens mit der Einführung des EdgeRank ist klar, dass Interaktion wichtig ist. Wer nicht mit mir kommuniziert, taucht in meinem Newsfeed gar nicht auf. Was ist die Konsequenz daraus? Es wird “geliked” und kommentiert, um im Nachrichtenstrom der anderen nicht unterzugehen. Auch hier wird also Quantität zum bestimmenden Faktor in der Kommunikation mit meinen Zielgruppen. Hinzu kommt: auch hier verschwinden die Inhalte recht schnell aus Ihrem Blickfeld. Suchen Sie mal die Postings heraus, die Sie im Oktober auf Ihrer Facebookseite veröffentlich haben, dann wissen Sie, was ich meine.
Was ist die Konseqenz daraus? Wer nur auf Facebook und Twitter setzt, wird die Schlagzahl erhöhen müssen, sonst wird er übersehen. Die Zahl der Beiträge wird steigen, aber haben Sie auch wirklich mehr zu sagen? Die Antwort auf diese Frage überlasse ich Ihnen. Wenn die Inhalte in Ihren Augen wertvoll sind, dann gehen Sie mit ihnen wenig wertschätzend um, denn sie sind innerhalb kürzester Zeit nur unter Mühen zu finden. In diesem Fall sollten Sie sich dann die Frage stellen, warum Sie nicht ein Blog nutzen? Jeremiah Owyang rät recht treffend:
“Your Blog is an Central Platform, Use it Judiciously. Use your blog as your master archive tool, to collect information. Remember, while all content loses relevance over time, blog content is easier to find, and is centralized in a location closer to your own owned domain or URL, not lost into the ether.”
Fazit: es mag kurzfristig faszinierend sein, auf Facebook und Twitter viele neue Fans und Follower zu sammeln, Robert Basic prägt dafür den schönen Begriff instant gratification, aber mittel- und langfristig werden diese beiden Kanäle nicht ausreichen, denn sie werden mehr und mehr zu Broadcastingkanälen. Ihre Inhalte haben einen anderen Platz verdient, das sind Sie sich selbst und Ihrer Arbeit schuldig.
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